News: Wiener Linien
Vier bis fünf Mal pro Woche im Einsatz
Der Staubsaugerwagen ist während der betriebslosen Zeit derzeit vier bis fünf Mal pro Woche im nächtlichen Einsatz. In den stärker frequentierten Stationen wird im Schnitt ein Mal pro Woche gesaugt. Das komplette U-Bahn-Netz mit allen Stationen wird einmal in 14 Tagen abgefahren. Diese nächtlichen Fahrten mit dem U-Bahn-Staubsauger sorgen nicht nur für saubere und für die Fahrgäste attraktive U-Bahn, sondern sind auch ein aktiver Beitrag zu mehr Sicherheit. Weniger Müll im Gleisbereich reduziert die Gefahr von Schwelbränden und Rauchentwicklungen, die ihrerseits wieder zu Betriebsunterbrechungen und Feuerwehreinsätzen führen.
Im Regelbtrieb ist das Fahrzeug mit zwei Mitarbeitern besetzt: Einem Fahrer, der außerdem auch noch für die Technik des Fahrzeuges verantwortlich ist, und einem „Transportleiter“, der den Staubsauger-Teil bedient und den Überblick über alle anderen aktuellen nächtlichen Aktivität - z.B. Gleisbauarbeiten - in der U-Bahn hat. Die Höchstgeschwindigkeit des Staubsaugerwagens beträgt 40 km/h. Diese Geschwindigkeit wird allerdings nur bei Fahrten zum und vom Einsatzort erreicht. Bei aktivem Saugkorb ist das Fahrzeug in den Tunnel zwischen den Stationen mit 15 km/h und in den Stationen, wo in der Regel der meiste Mist liegt, mit Schrittgeschwindigkeit unterwegs.
Der Staubsaugerwagen ist vom Traktionsstrom unabhängig und wird von einem Dieselmotor mit 660 kW Leistung angetrieben. Der Fahrantrieb erfolgt durch Hydraulikmotoren, die in den Drehgestellen eingebaut sind. Der Vorteil von diesem „dieselhydraulischen“ Antrieb liegt in der sehr guten und einfachen Steuermöglichkeit der Fahrgeschwindigkeiten und ist auch im Vergleich zu einem dieselelektrischen Antrieb wesentlich billiger.
Saugleistung 85.000 Kubikmeter Luft pro Stunde
Der Antrieb der Saugturbine erfolgt ebenfalls durch vier Hydraulikmotoren, die direkt die Turbine antreiben – mit einer Gesamtwellenleistung von 280 kW bei einer Drehzahl von bis zu 2.200 U/min. Es wird eine Luftmenge von rund 85.000 Kubikmeter pro Stunden erreicht. Der Dieselmotor hat pro Abgasrohr einen Partikelfilter mit einer automatischen Rußpartikelnachverbrennung.
Der UGR11 – so die interne Typenbezeichnung - kann 6 bis 8 Kubikmeter loses Material aufnehmen, das durch einen „Kompakter“ auf ein Volumen von ca. 1,4 Kubikmeter zusammengepresst wird. Die Luftführung wird im Saugteil mit einem Sprühnebel aus Wasser benetzt, um den Staub zu binden. Dadurch wird kein Staub an der Wagenoberseite ausgeblasen.
Der Saugkorb kann beidseitig zweistufig verbreitert werden. Er wird je nach Einsatz (Linie U6 oder Linien U1 bis U4) auf die jeweilige Seite (wo keine Stromschiene ist) ausgefahren.
Durch insgesamt sechs Kameras kann der Saugkorb während der Fahrt in seiner Lage beobachtet werden. Zusätzlich sind an den Stirnseiten noch je eine Kamera montiert, um aktuell die Qualität der erfolgten Gleisreinigung beobachten zu können.
Spezialanfertigung für die Wiener Linien
Technisch basiert der U-Bahn-Staubsauger auf dem 1993 in Betrieb genommen Vorgänger UGR1. Der Wagenkasten wurde von der Firma Jenbacher (Tirol) gebaut. Der Saugteil von der Firma MBU aus Salzburg entwickelt. Diese Firma hat das Prinzip der Saugluftführung nach diesem Fahrzeug patentieren lassen.
Durch die enormen Abnutzungserscheinungen – speziell am Saugteil – verursachte das Fahrzeug zuletzt sehr hohen Instandhaltungskosten und war auch sehr oft betriebsuntauglich. Der Dieselmotor war auf dem technischen Stand von 1990. In der Zwischenzeit ist die Abgasemission bei derartigen Motoren extrem reduziert worden. Beim „alten UGR1“ war der Antrieb der Saugturbine (Exhauster) durch einen 200-kW-Elektromotor gegeben. Die Spannung für diesen Motor wurde ebenso wie die für die elektrischen Antriebsmotore in den Drehgestellen von einem Generator gespeist, der von einem Dieselmotor mit 400 kW Leistung angetrieben wurde. Dieser Motor war aber an der Leistungsgrenze angelangt. Eine Steigerung der Saugleistung (Qualität der Reinigung und Steigerung der Fahrgeschwindigkeit) war nicht mehr möglich.
Technisch auf dem aktuellsten Stand
Daher haben sich die Wiener Linien entschlossen, den U-Bahn-Staubsauger komplett umzubauen und auf den neuesten technischen Stand zu bringen. Der Motor wurde durch einen neuen Dieselmotor mit 660 kW Leistung ersetzt. Dieser ist von der Größe her baugleich mit dem ursprünglichen, aber eben wesentlich stärker. Der Fahrantrieb erfolgt nun durch Hydraulikmotoren, die anstatt der E-Motoren in den Drehgestellen eingebaut wurden. Um die Einsatzmöglichkeit des Fahrzeuges nicht nur auf die Gleisreinigung zu beschränken, wurde die bestehende Bremsanlage geringfügig erweitert. Dadurch kann der neue UGR11 auch als Zugfahrzeug für diverse Lastentransporte verwendet werden.
Sauberkeit als Sicherheitsfaktor
Mehr als eine Million Fahrgäste sind täglich mit der U-Bahn-Unterwegs. So viele Menschen hinterlassen natürlich Spuren der Verschmutzung und jede Menge Müll. Allein um die 90 U-Bahn-Stationen mit ihren rund 205.000 Quadratmeter Verkehrsflächen sauber zu halten, sind derzeit täglich rund 200 Mitarbeiter von insgesamt fünf Reinigungsfirmen unterwegs. Die Reinigungstrupps erledigen ihren Job hauptsächlich während der Nachstunden. Um volle Papierkörbe zu entleeren und grobe Verunreinigungen zu beseitigen, sind auch tagsüber Mitarbeiter der von den Wiener Linien beauftragten Reinigungsfirmen unterwegs. In der besonders
stark frequentierten Passage der Station Karlsplatz ist permanent ein Reinigungsdienst im Einsatz.
Pro Jahr investieren die Wiener Linien rund 7 Millionen Euro für die Reinigung der U-Bahn-Stationen. Ein Einsatz, der sich doppelt lohnt. Die Wiener U-Bahn gilt - dies wir vor allem von Gästen aus dem Ausland immer wieder bestätigt - als eine der saubersten der Welt, und saubere Stationen erhöhen das subjektive Sicherheitsempfinden der Fahrgäste.
Dass die Wiener Linien in den Bereichen Sicherheit und Sicherheitsempfinden zu weltweit zu den besten Verkehrsbetrieben zählen, ist das Ergebnis der kontinuierlichen Verbesserung und Weiterentwicklung der hohen Sicherheitsstandards für das rollende Material genauso wie bei den baulichen und betrieblichen Einrichtungen.
Alle Stationen sind mit Brandmeldern ausgestattet. Bei der Wahl der Stoffe und Materialien für Stationen und Fahrzeuge wird auf höchste Sicherheit geachtet. Alle U-Bahn-Tunnelabschnitte sind außerdem mit Trockenlöschleitungen versorgt, um im Brandfalle rasch eingreifen zu können. Die Ent- und Belüftung der Tunnel ist so konzipiert, dass keine Gefahr für Fahrgäste besteht. Auch wurden sämtliche Streckenkabel und die Fernsteuerung der Außenstellwerke auf eine halogenfreie, brandbeständige Ausführung umgerüstet. Um die Gefahr von Kleinstbränden einzudämmen, gilt seit 1990 Rauchverbot im gesamten U-Bahnbereich
Johann Ehrengruber (01) 7909-42200
