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Der Bauabschnitt U2/1 umfasst den Umbau der bestehenden U2/U4-Umsteigestation Schottenring im 1. Bezirk, quert den Donaukanal in der Höhe der ehemaligen Kaiserbadschleuse und erreicht mit dem neu errichteten Nordaufgang den 2. Bezirk. Die Neutrassierung beginnt bei der Station Schottentor, quert den Donaukanal in geschlossener Bauweise ca. 15 Meter tief unter Normalwasserstand und schließt im 2. Bezirk an die Streckentunnel des Bauabschnittes U2/2 - Station Taborstraße – an.
Neue U2-Bahnsteige unter dem Donaukanal
Der aktuelle Bauabschnitt gehört zu den technisch anspruchsvollsten U-Bahn-Bau-Projekten, die bisher in Wien in Angriff genommen wurden.
Für die direkt unter dem Donaukanal liegende Station muss vor dem Tunnelvortrieb das Erdreich unter dem Flussbett vereist werden, damit die Grabungsarbeiten im Trockenen auf standfestem Bodenmaterial erfolgen können.
Die Vereisung erfolgt in zwei Phasen. Zunächst wird nach dem Prinzip des „Schockgefrierens“ über ein Rohrsystem flüssiger Stickstoff, der eine Temperatur von Minus 196 Grad Celsius hat, für eine ganz kurze Zeit in den Boden eingebracht. Dadurch wird das Erdreich auf Minus 10 Grad Celsius abgekühlt und beginnt zu gefrieren. In der zweiten Phase erfolgt dann die dauerhafte Vereisung rund um den Ausbruchsquerschnitt. Dabei fungiert Sole (eine spezielle Salzlösung) als Kälteträger. Die Salzlösung wird in einem geschlossenen Kreislauf über ein Gefrieraggregat - vergleichbar mit einem riesigen Kühlschrank - durch isolierte Rohre gepumpt. Auf diese Weise entsteht ein Eisring um den geplanten Ausbruch der Stationsröhre. Sobald dieser Frostkörper eine Stärke von zwei Metern erreicht hat, kann mit dem Tunnel-Vortrieb begonnen werden. Die Vereisung wird über einen Zeitraum von 10 Monaten aufrecht erhalten. Insgesamt werden 14.000 Kubikmeter Boden vereist. Am U2-Bauabschnitt Schottenring kommt damit eine der größten Vereisungsmaßnahmen Europas zum Tragen.
Die Stationsröhren selbst werden nach der bewährten „Neuen Österreichischen Tunnelbaumethode (NÖT)“ errichtet. Bei dieser Baumethode wird der Boden mit einem speziellen Tunnelbagger Schritt für Schritt abgebaut und jede Schicht sofort mit Spritzbeton, stählernen Gitterträgern und Baustahlgitter gesichert. Diese äußere Tunnelschale ist rund 35 Zentimeter dick. Sie wird zusätzlich mit einer 40 Zentimeter starken Innenschale aus wasserdichtem Beton ausgestattet.
Bis die Außenschale tragfähig ist, fungiert der Frostkörper als statisch tragender Bauteil. Danach dient er als Dichtkörper bis die wasserdichte Innenschale erstellt ist.
Schottenring wird mehrgeschoßiger Umsteigeknoten
Die Station Schottenring wird durch die Verlängerung der U2 zu einem mehrgeschoßigen Umsteigeknoten. Die beiden bestehenden U2/U4 – Mittelbahnsteige werden zu einem breiten Bahnsteig der U4 verbunden in den der Abgang zur U2 integriert wird.
Der Aufgang im 1. Bezirk (südlicher Aufgang) wird an den neu zu errichtenden Westaufgang (Ringturm) der bestehenden Station Schottenring und an den U4-Bahnsteig anschließen. Über einen zwischen den Streckenröhren der Linie U2 gelegenen Verbindungsgang gelangt man zum Aufgangsschacht, der zwischen den U4-Gleisen in offener Bauweise errichtet wird. Von hier aus wird man über feste Stiegen, zwei 21-Personen-Lifte und drei Rolltreppen die Oberfläche bzw. den U4-Bahnsteig erreichen.
Beim nördlichen Stationsende wird man über einen unterirdischen Verbindungstunnel zum Ausgangsschacht Herminengasse gelangen. Durch diesen Schacht wird man über zwei Lifte und eine feste Stiege an die Oberfläche gelangen. Über ein Zwischengeschoß und einen seicht unter der Oberen Donaustraße gelegenen Verbindungsgang wird ein direkter Ausgang auf den Donaukanalbegleitweg ermöglicht.
An den Stationsenden befinden sich die jeweils neben dem Donaukanal situierten Schachtbauwerke, die in offener Bauweise errichtet (Bohrpfähle, Schlitzwände) werden. Sie stellen die Verbindung der Bahnsteigröhren mit den Stationsaufgängen in Richtung 1. Bezirk und 2. Bezirk her. Im Bereich der Station Schottenring werden alle Arbeiten bei laufendem Betrieb der U-Bahn unter sehr beengten Platzverhältnissen durchgeführt.
Eckdaten zur Verlängerung der U2
Der Bauabschnitt U2/1 Schottenring ist der ersten Abschnitt der neuen U2, die in der ersten Betriebsphase bis zum Stadion fahren wird. Ab 10. Mai 2008 – rechtzeitig zur Fußball- EM – werden die Silberpfeile vom Karlsplatz über die U2-Stammstrecke unter dem Donaukanal zur Taborstraße und zum Praterstern mit Anschluss an die U1 brausen. Über die Messe, wo die U2 von der Tieflage in die Hochlage auftaucht, geht es dann zur Station Trabrennstraße und zum Ernst-Happel-Stadion.
Noch heuer soll der Spatenstich für die weitere Verlängerung der U2 über die Donau in den 22. Bezirk zur Aspernstraße erfolgen. Gegen Ende 2009 kann dieser Streckenteil mit Anschluss an den neuen ÖBB-Bahnhof Stadlau und das SMZ Ost fertig sein.
Die U2 ist derzeit 3,5 Kilometer lang und führt vom Karlsplatz bis Schottentor. Mit der Verlängerung nach Aspern kommen weiter 9 Kilometer dazu. Die U2 wird nach ihrer Fertigstellung eine Länge von 12,547 Kilometer aufweisen und über insgesamt 17 Stationen verfügen. Die neue U2 verbindet dann acht Bezirke (1., 2., 4., 6., 7., 8., 9. und 22.) und bietet Umsteigemöglichkeiten zu drei anderen U-Bahn-Linien (U1, U3 und U4) sowie zwei Schnellbahnanschlüsse (Praterstern und Stadlau). In Summe werden in den Ausbau der U2 rund 1,2 Milliarden Euro investiert.
Johann Ehrengruber (01) 7909-42200
