News: Wiener Stadtwerke
Eine innovative Verbrennungstechnologie ermöglicht die emissionsarme Verbrennung von Biomasse-Ganzballen und damit eine effiziente Umwandlung halmgutartiger, biogener Brennstoffe in Strom und Wärme. Der Prototyp für ein innovatives Biomasse-Verbrennungssystem wurde gestern im Kraftwerke Simmering, u.a. im Beisein von Umweltstadträtin Isabella Kossina, Wiener Stadtwerke-Generaldirektor Günther Grois, Porr-Generaldirektor Horst Pöchhacker, Dürnkrut-Bürgermeister Reckendorfer, präsentiert. Dass das von der Wiener Stadtwerke-Tochter BMG gemeinsam mit Partnern initiierte Ökoenergie-Projekt bereits jetzt auf großes Interesse stößt, bewies die Anwesenheit einer Znaimer Delegation, angeführt vom Znaimer Bürgermeister Pavel Balik.
Innovative Verbrennungstechnologie
Im Mittelpunkt des Ökoenergie-Projektes steht die Energiepflanze Kukuruz, die in einer Biomasse-Verbrennungsanlage zur kombinierten Erzeugung von Wärme und Ökostrom eingesetzt wird. Und zwar jene alte, urwüchsige, Maissorte, die nur wenig Korn, aber viel holzige Pflanzenmasse abwirft. Mithilfe einer neuartigen Verbrennungstechnologie wird der Kukuruz innerhalb eines Zeitraumes von wenigen Zehntelsekunden vollständig und schadstoffarm verbrannt. Weitere wichtige Vorteile sind die deutlich reduzierten Investitions- und Betriebskosten, die Verwertung qualitativ schlechter, inhomogener Biomasse und kürzeste Anfahr- und Abstellphasen.
Entwickelt wurde die innovative Verbrennungstechnologie von der Federspiel Ökotechnology Consulting GmbH in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Wien. Seit Mai 2003 laufen in der Pilotanlage im Kraftwerk Simmering die Feuerungsversuche. Initiator und Betreiber der Anlage ist die Greenpower Anlagenerrichtungs- und Betriebs-GmbH, eine gemeinsame Gesellschaft der Wiener Stadtwerke-Tochter BMG (Beteiligungsmanagement) GmbH (47%) der PORR Infrastruktur GmbH (47%) und der Federspiel Ökotechnology Consulting GmbH (6%).
Das Greenpower-Projekt in Dürnkrut
Realisiert wird das Projekt in der niederösterreichischen Gemeinde Dürnkrut. Die ersten Haushalte sind dort bereits seit November 2002 an die Nahwärmeversorgung angeschlossen. Bis zum Sommer 2003 wird eine mobile Hackschnitzelfeuerungsanlage die Wärme- und Warmwasserversorgung garantieren. Beim Start der Heizperiode 2003/2004, bei dem bereits die ausgereifte Kukuruz Verbrennungsanlage vorhanden sein wird, sollen bereits 100 Haushalte angeschlossen sein. Die Gemeinde Dürnkrut unter der Führung von Bürgermeister Reckendorfer unterstützt vorbildhaft das Projekt im Sinne einer innovativen, CO2-aktiven Klimaschutzmaßnahme.
Weitere Ökoenergie-Anlagen
Endziel ist es, diese Technologie-Kette zu kompetitiver Serienreife zu führen. Nach Dürnkrut sollen weitere Ökoenergie-Anlagen realisiert werden. Vor allem die Verbreitung in Österreich in klassischen Ackerbau-Regionen und in den Staaten der EU-Beitrittskandidaten soll forciert werden. Die neu entwickelte Technik stellt besonders in kleinen und mittleren dezentralen Ökoenergie-Anlagen einen effizienten Einsatz in Aussicht. Daher sind primär kleinere und mittlere Kommunen, wie auch mittelständische Installationsunternehmen bzw. branchenverwandte Gewerbebetriebe die wichtigsten Zielgruppen, aber auch regionale und überregionale Energieversorger. Ab 2005 sind verstärkt zielgerichtete Maßnahmen zur Know-how-Vermarktung geplant.
EU unterstützt Greenpower-Ökoenergieprojekt
Die Investitionskosten im Endausbau werden bei ca. 5,5 Millionen Euro liegen. Mit 1,5 Millionen Euro für den Forschungsanteil fördert die EU das von der Wiener Stadtwerke-Tochter BMG gemeinsam mit Partnern initiierte Ökoenergie-Projekt zur Entwicklung eines Prototyps für ein innovatives Biomasse-Verbrennungssystem. Ende 2002 wurden die Fördergelder per Vertrag für eine Laufzeit bis 2006 genehmigt. Zu den EU-Mitteln kommen noch österreichische Förderungen im Ausmaß von mehr als 1 Mio. Euro
Übergeordnet dienen die Erkenntnisse der Versuchsanlage für ein Forschungs- und Demonstrationsprojekt im 5. Rahmenprogramm der Europäischen Kommission, bei dem die Wiener Stadtwerke Beteiligungsmanagement GmbH Koordinator (Projektleiter) ist. Weitere EU-Projektpartner sind die Greenpower, die Technische Universität Wien, das Technologie- und Förderzentrum für nachwachsende Rohstoffe in Freising-Weihenstephan und eine Reihe internationaler Unternehmen.
Kukuruz zur alternativen Energie-Erzeugung
Kukuruz wird als biogener Brennstoff für die Greenpower-Versuchsanlage mit innovativer Verbrennungstechnologie verwendet, die im Kraftwerk Simmering getestet wird.
Die im EU-Projekt der Greenpower vorgesehenen Kukuruz-Sorten wurden in der Vergangenheit kaum zur Energieerzeugung verwendet. In der Landwirtschaft werden vorzugsweise Sorten verwendet, die für die Anforderungen der Nahrungsmittelkette kultiviert wurden und dadurch einen möglichst hohen Kornanteil bei minimaler Stammhöhe erreichen. Entsprechend anspruchsvoll sind diese Pflanzen hinsichtlich der Düngung, Pflege, Schädlings- und Unkrautbekämpfung. Aber auch im Bereich der Anbautechnik wird ein hohes Maß an Genauigkeit gefordert, so ist beispielsweise für eine gleichmäßige Kornhöhe eine exakte Pflugtiefe, aber auch die Vereinzelung der Pflanzen zu nennen.
An den Kukuruz zur Erzeugung von Strom und Wärme werden völlig andere Anforderungen gestellt. Neue Produktionsziele sind zu definieren: viel Masse und geringer Kornanteil. Es kommen somit weniger kultivierte, urwüchsige Sorten zum Einsatz, die ertragreicher, robuster und anspruchsloser sind. Die zur Diskussion stehenden Sorten sind älter als die heute gängigen. Einen bestimmten Unkrautanteil wird man tolerieren, da auch Unkraut eine Pflanze mit Heizwert ist.
Im Projekt wird angestrebt, dass die Düngung primäres Ziel der Ascheverwertung ist und Sekundärpflanzen zum Stickstoffeintrag in den Boden vorrangig verwendet werden. Durch diese natürliche Art der Düngung kann eine drastische Reduktion des Nitratanteils im Boden erreicht werden, in Folge auch eine Verbesserung der Grundwasserqualität.
Mehrwert und Beitrag zur Politik der europäischen Gemeinschaft
Das übergeordnete Ziel des EU-Forschungs- und Demonstrationsprojektes Greenpower-Ökoenergienanlage ist die bedarfsgerechte Bereitstellung von Strom und Wärme unter Vermeidung der CO2-Freisetzung durch alternative Nutzung von landwirtschaftlichen Flächen. Die erforderliche, neugestaltete, optimierte und aufeinander abgestimmte Technologiekette, die naturgemäß eine Vielzahl von Disziplinen umfasst, ist Mittel zum Erreichen dieses Ziels. Das Projekt einer energetischen Verwertung von halmgutartigen Ganzpflanzen, insbesondere den allgemein bekannten Kukuruz, entspricht in seinem gesamten Umfang dem Geist des Fünften Rahmenprogramms der Europäischen Union.
Das Projekt setzt bewusst auf einfache, leistbare und nicht auf hohe, gerade noch machbare Technologien. Das Projekt setzt auf die replizierbare Anwendung. Die erarbeitete Technologie soll für ein breites biogenes Brennstoffband verwendbar sein, und zwar sowohl für Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen im städtischen Bereich als auch dezentral als Nahwärmeversorgung im ländlichen Bereich.
Zentrales Thema des Fünften FTE-Rahmenprogramms der Europäischen Union ist die Lebensqualität der Menschen in Europa – Lebensqualität vor allem im Hinblick auf Gesundheit, Umwelt und sozioökonomische Fragen. Die Verbesserung der sozioökonomischen Struktur beispielsweise durch Verhinderung der Abwanderung der bäuerlichen Bevölkerung in die Städte durch gesichertes Einkommen ist auch eine der Zielsetzungen der Europäischen Union. Die Gesellschaft muss vom wirtschaftlichen Nutzen der jetzigen und vorhersehbaren Entwicklung von Wissenschaft und Technik profitieren können. Das Fünfte Rahmenprogramm unterstützt primär Projekte, die auf eine wirkliche „nachhaltige“ Entwicklung abzielen.
Die CO2- bzw. Treibhausgas-Reduktion ist ein weltweites Anliegen (Kyoto: 8% Reduktion im Jahre 2010 +/- 2, bezogen auf 1990, Weißbuch der EU: Verdopplung des Anteiles der Erneuerbaren Energien von heute 6 auf 12% im Jahre 2010), Biomassen werden dazu einen entscheidenden Beitrag zu leisten haben, besonders in der Kraft-Wärme-Kopplung für die zentrale und dezentrale Versorgung und auch als Heizwerke in ländlichen Gebieten. Diese Ziele werden nicht so sehr von technologisch höchstwertigen, aber teueren Einzelleistungen erreicht, sondern vielmehr von leistbaren, im weiten Bereich anwendbaren Gesamtlösungen.
Ein zweiter, ebenfalls nicht national begrenzter Problemkreis betrifft die landwirtschaftliche Überproduktion sowie die angespannte Arbeitsplatzsituation im ländlichen Raum; diese Problematik wird durch die Beitrittsländer noch gewichtiger. Auch dazu leistet das EU-Forschungs- und Demonstrationsprojekt einen Beitrag, und zwar durch die alternative und kurzfristig realisierbare Nutzung (kein Wald, sondern Energiepflanzen) der landwirtschaftlichen Flächen. Von Standorten des Projektes her betrachtet ist die Nähe zur Ost-EU-Grenze geradezu ideal.
Wiener Stadtwerke Konzernkommunikation, Dr. Ingrid Vogl
Tel. 1/53 123-73953, ingrid.vogl@wienerstadtwerke.at
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